Nichts zu sehen!


Die ersten Gespräche im Rahmen der Ausstellung "Konstruktive Provokation" waren durchzogen von mehr oder minder geglückten Annäherungen an die Architektur. Zwischen Intellektualismen, Idyllen und Verklärungen fanden sich jedoch immer wieder gedankliche Schneisen, die aus faszinierenden Blickwinkeln an sie heranführten. Doch immer, um am entscheidenden Punkt zu verharren.

Sprechen, Lesen, Fotografieren kann auf Architektur nur verweisen. Ihre Essenz, oder genauer, ihre Polyphonie kann man wohl besser "er-gehen". Mit jedem Stehenbleiben erfriert der Raum zum Blick. Zu einem Bild, das sich wie als Missverständnis zwischen den Betrachter und die Architektur schiebt. Erst im "Er-gehen" und "Be-wohnen" erschließt sich der Raum. Ein Erfahren im Sinne eines umfassend kulturellen Begreifens sammelt und verdichtet eine Vielzahl von Sinneseindrücken und Erlebnissen.

Diese Unübersetzbarkeit von Architektur ist deutliches Zeichen für ihre Eigensprachlichkeit. Kein Medium, keine anderen Künste können die ihr ureigenen Qualitäten adäquat zum Ausdruck bringen. Wenn der Architekturhistoriker Otto Antonia Graf vom "Erräumen der Baukunst" spricht, trifft er sich mit dem Philosophen Hubert Matt, der beschreibt, dass Architektur erst durch die Vereinnahmung der Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert zu einer visuellen Kunst geworden sei.

Doch aus dem Nebel der Begriffe und Beschreibungen tritt, wer �einfach baut� oder einfach ergeht. Baukunst als eigentlich "choreografisches Ereignis" (Hubert Matt kürzlich im Gespräch mit Gottfried Bechtold) lebt vom Schritt, der zum Maß, zur Proportion und zur Ausdehnung geworden ist. Darin erschließt sich Nähe und Distanz, Klang und Material.

Gehen Sie! Es ist nichts zu sehen.



Robert Fabach, 25. Feb.2005

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Programm
1
Evang. Pfarrhaus mit Hans Purin Bregenz, Claudiusstrasse am Ölrain

Planung: Hans Purin, 1974



2
Wohnanlage Im Fang Höchst, Gärtnerweg 9

Planung: cooperative (Eberle, Juen, Koch, Mittersteiner), 1978-79




Milleniumspark: SIE, Alcatel, Saeco, Fuchs Catering Walch, Incubator,
3
SIE mit Rainer Bösch (SIE)

Planung: Marte.Marte, 2001-03



4
Elektro Graf mit Elmar Graf Dornbirn, In Steinen 5

Planung: Baumschlager & Eberle, 1995, 2004



5
Hausgruppe Luger, Gabriel, Wirthensohn Dornbirn, Hatlerstrasse / Badgasse

mit Nolde Luger

Planung:
Heinz Wagner, 1974

Rudolf Wäger, 1980-81
Roland Gnaiger, 1982




6
Kirche Maria Königin des Friedens Dornbirn, Watzenegg

mit Rudolf Wäger und Wolfgang Ritsch

Planung: Rudolf Wäger, Wolfgang Ritsch und Siegfried Wäger, 1984



7
Dorner Electronic Egg, Kohlgrub 914

mit Markus Strolz und Wolfgang Schmidinger

Planung: Leopold Kaufmann, 1977, Hermann Kaufmann, 2002