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Workshop
Rheintal 2043 - Ländliche Urbanität ?



Wir danken allen Teilnehmern und Besuchern, Freunden und Gästen für Ihr Kommen, Ihre Beiträge, für die Interviews, und für den anregenden Tag.


Notizen aus der Diskussion

Zusammenfassung
Die Stadt als Fluchtort
Hans Joachim Gögl:
Die Stadt als Fluchtort für den an der Provinzialität Leidenden. Sie bietet eine Exklusivität an Kultur, Information und Lebensstilen und sie bietet vor allem auch Anonymität, die Aufhebung der sozialen Kontrolle, die Befreiung von der eigenen anerzogenen Bindung an die eigene Gruppe, deren Unerbittlichkeit sich an der in Vorarlberg gepflegten -wohl gemerkt unironischen- Vorstellungsfloskel zeigt: „Wem g´hörscht denn du?“ (statt der Frage nach dem Namen)

Inspiration als Nutzen
Inspiration als Nutzen von urbaner Dichte. Urbanität als eine mögliche Antwort auf die Frage: Wie kommt das Neue in die Welt?

Das Zufällige auf dem Weg
Rainer Köberl:
Das Zufällige auf dem Weg dazwischen, das Unerwartete, das in Zwischenräumen begegnet. Die Wege werden zu Zufallsgeneratoren. Natürlich gibt es auch in den Städten Ödland, Leerräume.


Absichtloses Finden
Absichtloses Finden als Merkmal und Strategie in der Urbanität. Das Leben in Kairo als deutlicher Gegensatz dazu, das geprägt ist von der Strategie des absichtslosen Findens und in dem angestrengtes Suchen für den in diverse Netzwerke Uneingeweihten zur Aussichtslosigkeit verdammt ist. In dieser Flut von Reizen und Botschaften, in deren Zerstreutheit und Divertissement verlangen Konzentration und Sammlung als exklusives, kostbares Gut einen entsprechenden Aufwand.

Urbanität entsteht durch persönliche Kontakte
Währenddessen muss in der Region des Rheintals der Dichte, dem Urbanen nachgespürt werden, erschließt sich aber immerhin durch vertrauensvolles Fragen und Auf-Suchen. Dazu sind Menschen und Kontakte erforderlich. Das Welt-Läufige, das Besondere scheint auf weitmaschigen Netzwerken verteilt, deren Zugang über Personen erfolgt.
Die Urbanität entsteht durch Menschen und erfordert Maschinen zur Überwindung/Verkürzung des Raumes. Dadurch entsteht eine größere Exklusivität, Distinktion. Das ständige Grundrauschen an Bedeutungen macht die Urbanität in Städten demokratischer und jedem zugänglich.


RK: „Mich wundert, dass ihr so zufrieden seid“ und „ wir waren (im Lustenauer Milleniumspark) auf der Suche nach dem Dazwischen. Was ist es mehr als ein schöner Grabstein ? Wir haben nur isolierte Bauten gesehen.
Mir ist das zu sauber.
Es braucht den Humus, ein gewisses Grundrauschen, in dem - aus dem sich Neues entwickeln kann, wenn auch nur in der Wahrnehmung.
. .  zu wenig Stadt.



Lebensqualität ist nicht gleich Urbanität
In der Diskussion mit Rudolf Sagmeister wird die Unterscheidung zum Begriff der Lebensqualität notwendig. Die Dichte oder Verdichtung als Kriterium für die Lebensqualität des Intellektuellen, des Hedonisten.
Der Begriff der Lebensqualität hat das Individuum im Mittelpunkt und damit auch dessen begrenzte Sichtweise. Da wird Überschaubarkeit zur Beschränkung. Die Negation der Welt jenseits des lokalen Horizonts verwehrt die Möglichkeit zum Neuen und Unerwarteten.

Dichte - Verdichtung im Kunstbegriff.
Das Unwillkürliche, die Strategie der Auswahl, der Rahmung (> M. Duchamps, John Cage, J. Pollock) entgegen der Strategie der willentlichen, erfahrungsgebundenen, praxisgeschulten Verdichtung (aus dem Begriff der Gelehrsamkeit und Meisterschaft, auch bei P. Kubelka).


Orientierungslosigkeit als Potential
Carina Jielg: Die Orientierungslosigkeit ist ein großes Potential. Die Nicht-Eingewöhnten haben ständig die Chance neue Zusammenhänge herzustellen.

Hinweis auf Franz Oswald, Bern:
Die verschiedenen Geschwindigkeiten. Die Gleichzeitigkeit von Langsamkeit und Dichte als maximale Qualität eines Ortes, einer Region.
Urbanität wird erlernt.
Aus der erstmaligen Erfahrung / schrittweisen Bewältigung von Dichte, Komplexität entsteht individuell eine neue Verhaltensweise. Nicht nur eine Strategie für den Umgang mit Komplexität, denn die Isolation, gruppenweise Abschottung wäre auch eine Form der Bewältigung von Dichte, sondern eine Strategie zu ihrer Nutzbarmachung. Eine gesellschaftliche Systemqualität, nicht willkürlich aus Einzelteilen addierbar. Ein qualitatives Phänomen.

Urbanität als Mythos. Urbanität entsteht im Kopf.
Ihr Erleben ist individuell und abhängig von sozialen Konventionen. Das Gefühl, die Empfindung von Urbanität ist nicht ortsgebunden, braucht aber immer wieder ihre Auslöser.

Bauten, Räumliches - Zeichen - Begegnungen.
Dies kann durch bauliche Phänomene, räumliche Komplexität, das gemeinhin Städtische geschehen. Das kann aber auch durch bestimmte Zeichen oder eine über sich hinausweisende Qualität an Kommunikation, Informationen, Begegnungen ausgelöst werden.
(siehe Fotoserien)


Stadt als ökonomische Strategie.
Die Stadt als Bewusstseinsmaschine. Das Gleichzeitige, das Zufällige, die Inspiration, die Synergie als Mehrwert. Inspiration, das Zufällige als Merkmal und Nutzen.
(Warum Stadt, wie konnte sie entstehen?)
Kritische Massen.


Orientierung statt Überschaubarkeit
Gleichzeitigkeit verschiedener Kulturen, Subkulturen, Toleranz als Systemqualität
Umsteigemöglichkeiten, Netzwerke, die sich überlagern.

Urbanität als subversive Strategie
Ländliche Urbanität als subversive Strategie zur Nutzung von vorhandenen und entstehenden Netzwerken. Die Formulierung des Mythos könnte zu einer Wahrnehmung von Außen führen und zur Entstehung einer virtuellen Stadt, deren Informationsträger nicht synthetisch-elektronische Simulationen, sondern netzwerkartig verteilte und verknüpfte Merkmale (Codes) sind. Spielartig. Der Vorteil gegenüber simulierter Virtualität ist das Vorhandensein von sozialer, emotionaler Intelligenz und die analoge Komplexität und Dichte.



Das Thema wird natürlich fortgeführt. www.ausfahrten.com wird darüber berichten und wir freuen uns über
weitere Beobachtungen und Kommentare.









Der gedankliche Ausgangspunkt:

Urbanität wird vordergründig oft auf bauliche Dichte, auf Städte verkürzt.
Mit dem Ansatz Urbanität von baulicher Dichte zu lösen und Urbanität als
eigenständige Qualität, als geistige Haltung zu verstehen, sei die Frage
gestellt:

    Gibt es Urbanität im nicht-städtischen Raum ?
    Gibt es "Ländliche Urbanität" als spezifische Qualität einer Region ?

Der eingeladene Teilnehmerkreis geht bewußt über den Typus Architekt hinaus,
um den Begriff Urbanität vom Baulichen auf Urbanität als geistige
Haltung zu lenken.





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Themen, Ziele

Die Teilnehmer als "Bewohner" von spezialisierten, überregionalen Netzwerken
werden gemeinsam mögliche Verflechtungen und die äußeren Ränder einer
solchen Urbanität ausloten.

Ein stichprobenartiger Status zum Bewußtsein um Urbanität.

Potentiale und Entwicklungsmöglichkeiten von Urbanität in den Regionen.
Wie sehen Kristallisationspunkte für Urbanität aus ?

Eine "Landkarte" von Knotenpunkten überregionaler Netzwerke

Signal an Raumplanung, Kulturpolitik zur Entwicklung des Rheintals und
vergleichbarer Regionen.

Angedacht ist eine Fortsetzung der Veranstaltung anhand des Tiroler Inntals.




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Teilnehmer
Hans Joachim Gögl, V
Gerhard Gruber, V

Eva Häfele, V
Oskar Leo Kaufmann, V
Mathias Bär, V
Rainer Köberl, T
Mario Ramoni (riccione) T
Heike Schlauch (raumhochrosen) V
Robert Fabach
(raumhochrosen) V
Markus Berchtold, V
Rudolf Sagmeister, V
Regina Barth-Gössler, OÖ


Video-Interviews:
Jesco Hutter, SG
Arno Ritter, T
Hanno Schlögl, T

Erich Raith, W
Frank u. Patrik Riklin (Atelier für Sonderaufgaben) SG


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Ort:

Dornbirn, FH-Vorarlberg, im dafür vorgesehenen Veranstaltungsbereich der
Ausstellung.

Termin:

Samstag 7. Februar


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Programm

Der beschriebene Ablauf wurde natürlich nicht eingehalten und damit urbane Spontanität bewiesen.
Die offene und
konstruktive Diskussion über die Fragestellung brachte aber einige überraschende Einsichten.
Das Medium der
Ausfahrt, der dokumentierten Besichtigung hat sich in hohem Maße bewährt und illustriert sehr gut
die in der Diskussion eingebrachten Themen.
 



12.30  
Begrüßung und kurze Einführung

ausfahrt
13:00 - 15:00   
Ausfahrt:  "Individuelle FotoDokumentation"
"Persönliche Landmarks und Knotenpunkte im
Rheintal"

Ausfahrt in kleinen, frei wählbaren Gruppen
(1 - 4
Teilnehmer in Privatfahrzeugen)
workshop

Nach einer kurzen Erfrischung und Stärkung:

15:30
Kurzreferate + Videointerviews
zu
Alltag und Lebensgewohnheiten in "urbanen Netzwerken".
  • Eva Häfele
  • Rudolf Sagmeister
  • Arno Ritter, T (Video)
  • Hanno Schlögl, T (Video)
  • Atelier für Sonderaufgaben, SG (Video)
  • Erich Raith, W (Video)

16:30  
Diskussion der Fotoserien, die auf einem großformatigen Ausdruck als

Zusammenstellung gezeigt werden.
Zentrale Statements werden auf diesem

Ausdruck notiert.

öffentliche runde

20:00  
Offene Diskussion und Präsentation der kommentierten Dokumentation samt

ergänzender Videointerviews.

Drinks und Talks



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        Veranstalter:

raumhochrosen (Heike Schlauch & Robert Fabach) mit Unterstützung des
Vorarlberger Architekturinstituts.
Dank an Martin Probst, Jan Kirschstein und Markus Berchtold

Der Event fand im Rahmen der Ausstellung "Austria West" statt.

Robert Fabach
Heike Schlauch
        raumhochrosen




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